Dienstag, 6. Dezember 2011

Geistesgegenwärtig führen

Das Buch von Daniel Zindel, einem Schweizer Theologen, Berater und Leiter der Stiftung "Gott hilft" haben mir Bekannte in die Hände gedrückt.

Beim ersten Anlauf hatte ich noch ein wenig Mühe mit seinem Schreibstil und der Art, wie er Dinge für Menschen in Leitungsverantwortung darstellte. Nach einer Pause nahm ich das Buch wieder zur Hand und bin jetzt ziemlich begeistert.

Prinzipien aus der Wirtschaft, aus Firmen einfach für die Ortskirche, Ortsgemeinde zu übernehmen, das halte ich für interessant, aber nicht einfach eins zu eins umsetzbar. Zindel aber ist es gelungen, beide Bereiche zu verknüpfen. Immer wieder stellt er Leitungsprinzipien vor und stellt - als Theologe fällt ihm das nicht schwer - Bezüge zu biblischen Grundsätzen oder Erfahrungen, die dort festgehalten sind, her.

Dabei legt er Wert darauf, sich trotz eigener Anstrengung und Einbringung der jeweiligen Fähigkeiten immer wieder der Leitung und Führung durch Gott selbst, durch seinen Geist auszusetzen.

Donnerstag, 1. Dezember 2011

Reise nach Jerusalem

Irgendwo hatte ich von diesem Buch - positiv - gelesen. Und es mir zum Geburtstag gewünscht. Jetzt hatte ich krankheitshalber mehr Zeit und kam zum Lesen.

Es ist eine originelle Idee: Vom Berliner Brandenburger Tor bis nach Jerusalem zur Klagemauer in nur 20 Tagen zu reisen ohne einen einzigen Cent in der Tasche zu haben. Geht das? Josef Girshovich wettet, dass er es schaffen wird. Und tatsächlich - das sei vorweg genommen - gewinnt er die Flasche Champagner...

Es ist schon erstaunlich, diese Reiseschilderung der anderen Art zu lesen und den Autor durch neun Länder und cirka 5200 Kilometern zu begleiten, wobei er niemals weiss, wann und wie er weiterkommen wird. Zu unterschiedlich sind die Menschen, die ihm begegnen, die ihn mitnehmen oder stehenlassen. In den europäischen Ländern geht es noch, aber spätestens in der Türkei wird das ganze Projekt abenteuerlich. Aber am Ende zündet er die unterwegs mitgegebene Kerze in der Grabeskirche an und erreicht scheinbar auch die Klagemauer.

Samstag, 26. November 2011

“Wenn kein Wunder passiert, sei selbst eins!”

Und wieder mal ein interessantes und ergreifendes!Buch ausgelesen. Nick Vujicic, aufgewachsen in Australien, schildert darin “sein Leben ohne Limits”.

Er berichtet über den Schock der Mutter, als sie ihn nach der Geburt ohne Arme und ohne Beine sah. Und wie sie sich vier Monate geweigert hat, diese Tatsache zu akzeptieren. Und der Vater keine Blumen mit ins Krankenhaus brachte und seine Mutter erst nachfragen musste, ob sie denn keine Blumen verdient hätte.

Man merkt den offenen und launigen Schilderungen des Autors immer wieder an, wie behindernd die körperlichen Grenzen für ihn selbst, aber auch für seine Eltern und Geschwister waren (und sind). Um so erstaunlicher ist es, Nick auf seinem Lebensweg zu begleiten und die Stationen zu sehen, wie er seine Begrenzungen sprengt. Und er erreicht Dinge, die sein Umfeld, aber auch er selbst, nicht für möglich gehalten hat.

Unmöglich?

Nick berichtet über seinen speziellen Rollstuhl, der ihm Beweglichkeit verschafft. Oder darüber, wie er einen grossen und starken Mitschüler “verkloppt”, der ihn und andere immer wieder provozierte. Oder über seine Schwimm- und Taucherfahrungen. Oder wie er mit der einarmigen Bethany Hamilton in Hawaii surfen lernte. Oder wie er Firmengründer wurde. Und Motivationsredner, der weltweit eingeladen wird. Alles Tätigkeiten, die man beim Betrachten seiner Behinderungen niemals für möglich gehalten hat. Aber Nick hat das Wort “unmöglich” weitestgehend aus seinem Wortschatz gestrichen. Mit Gott und einem starken Willen ist (fast) alles erreichbar.

Samstag, 22. Oktober 2011

"Bin so gern auf Erden"

Das erste Mal hörte ich von einem Freund von ihm. Er sei bei ihnen zur Einweihung ihres neuen Gemeindezentrums eingeladen worden. Und es sei Spitze gewesen, wie er Klavier gespielt und aus seinem Leben erzählt hätte.

Ein zweites Mal hörte ich von ihm, als ich mir seine neue CD bestellt hatte. Sowohl musikalisch als auch sängerisch ein Genuss.

Die Rede ist von Waldemar Grab, Jahrgang 1956 (fast gleichaltrig, das schafft schon Nähe:-)), von dem ich zuerst bekannte Lieder gut auf dem Piano variiert genoss – und mir dann sein Buch “Bin so gern auf Erden” bestellte. Nun habe ich es ausgelesen und bin begeistert von der Vielzahl der Ereignisse, die Herr Grab in seinem bisherigen Dasein erleben durfte.

Traumschiff

Waldemar Grab ist wohl am meisten durch seine Karriere als ZDF-Traumschiffpianist bekannt geworden. Dort war er viele Jahre im Einsatz, lernte exotische Ecken der Welt kennen, diverse interessante Passagiere und Besatzungsmitglieder, aber auch berühmte Berufskollegen. In seinem Buch schildert er Begegnungen mit Peter Alexander, Paul Kuhn, André Rieu und vielen anderen. Und das Leben auf so einem Luxusliner…

Flugbegleiter

Vorher – und das nimmt den ersten grösseren Part im Buch ein – war er sieben Jahre lang in der Luftwaffe der Bundeswehr in der “Sektion Flugbegleiter” (zum Schluss als Abteilungsleiter) unter Altkanzler Helmut Schmidt, Aussenminister Hans-Dietrich Genscher und anderen tätig. Er schildert Begegnungen mit den höchsten Staatsgästen aus aller Welt, so z.B. mit König Hussein I. von Jordanien oder auch von seiner außerplanmässigen Beförderung hoch oben in der Luft durch Franz Josef Strauss (damaliger Ministerpräsident von Bayern) zum Feldwebel der Luftwaffe. In diesen Jahren gab es immer wieder exotische Erlebnisse mit bekannten Politikern aus aller Welt – es lohnt sich, diese zu lesen!

Samstag, 20. August 2011

“Freundesland” – Erinnerungen von Rut Brandt

Bei einer Haushaltsauflösung wurde es gefunden – und meine Frau brachte es mit nach Hause. Das Buch von und über Rut Brandt, der zweiten Ehefrau des früheren Bundeskanzlers Willy Brandt.

Die Norwegerin

1920 wurde sie als Rut Hansen geboren. In Norwegen, in Hamar. Wuchs mit ihren Schwestern dort auf. In ihrem Buch schildert sie eindrucksvoll und detailliert Erlebnisse aus ihrer Kindheit und Jugend. Ihr schnörkelloser Schreibstil gefällt mir. Ihre Sachlichkeit, aber auch ihre Wärme, die durch die Zeilen schimmert. Wenn es um Freunde geht. Oder um ihre Heimat. Für diese setzt sie sich vehement ein, besonders, als ihr Land von den Deutschen besetzt ist. Sie beteiligt sich an Untergrundaktionen, verteilt Blätter des Widerstandes, wird von der Gestapo verhört.  1942 flieht sie mit ihrer zwei Jahren älteren Schwester Tulla auf abenteuerlichen Wegen nach Schweden.

Willy

Im Exil lernt sie Willy Brandt kennen. Der eigentlich Herbert Ernst Karl Frahm heisst. Willy Brandt ist sein Deckname als Journalist in Skandinavien, den er später als offiziellen Namen annimmt. Die beiden verlieben sich und heiraten 1948. Es war beider zweite Ehe. Ruts erster Ehemann war gestorben.
Nach der Niedellage des Hitlerregimes zug Rut mit nach Deutschland. Diesmal war es umgekehrt, diesmal trug sie Uniform und zählte zu den “Besatzern”. Ihre Erzählungen über das Nachkriegsdeutschland, die Trümmerfrauen und die brachliegende Infrastruktur sind einfach und eindrücklich. Sie setzt sich mit den Entwicklungen ihrer neuen Heimat auseinander. An der Seite von Willy Brandt, der ein unruhiges politisches Leben führte, ist sie mehr der Ruhepol. Aus ihrer Ehe gehen die Söhne Peter, Lars und Matthias hervor.

Sonntag, 17. Juli 2011

Aus dem Bergwerk auf die Kanzel

Gottes Spuren auf meinem Lebensweg, so heisst ein neues Buch, geschrieben von Siegfried Küttler aus Wilkau-Haßlau in Sachsen.

Wer ist S. Küttler?

Siegfried Küttler – Jahrgang 1930 – hat dieses Buch geschrieben. Es ist speziell. Und mutig. Mit 80 Jahren noch einmal die Erinnerungen der Kindheit, Jugend und der Kriegsjahre heraufzubeschwören ist nicht ohne.

Wer ist dieser S. Küttler, werden sich vielleicht viele Leser fragen? Muss man den kennen? Muss man nicht, sage ich, aber wenn man ihn kennt, dann war und ist es bereichernd fürs eigene Leben… Ich muss es wissen, denn ich kenne ihn:-)

Für uns als Nachkriegsgeneration ist es schon wieder interessant, Menschen aus ihrem Umfeld der damaligen Zeit per Biografie zu begleiten. Wie muss man sich die Kindheit im Nazireich vorstellen, zumal Küttler aus einem christlichen Elternhaus in Reinsdorf bei Zwickau (Sachsen) stammte. Der christliche Glaube bestimmte von klein auf sein Leben, half ihm, sich später bewusst für Gott zu entscheiden und als Christ in drei verschiedenen deutschen Staaten zu überleben.

Wenn man die Schilderungen aus seiner Kindheit und Jugend liest, dann staunt man, wie bewegt und interessant diese Zeit für ihn war. Schule, Aufgaben in der Familie, Berufswahl und -umwege, bis er Zimmerer und später Kumpel unter Tage im Steinkohlebergwerk wurde.

DDR

Küttler schildert anschaulich die Nachkriegentwicklung im Osten Deutschlands, die wirtschaftlichen Engpässe im “Osten”, die Ausbreitung der SED-geführten Gesellschaft, die Zwänge für nichtkonforme Mitglieder des Staates, zu denen er als überzeugter Christ auch gehörte. Die Geschichten und Histörchen bei den Auseinandersetzungen mit staatstreuen Genossen sind ein Genuss für diejenigen Leser, die ähnliches erlebt haben. Der Autor muss und will seinen Glauben im Berufsalltag nicht verstecken, was zu vielen Begegnungen mit Kommunisten führte und ihm neue und gute Glaubenserfahrungen bescherte, denn er erlebt Wunder mit seinem Gott.

Samstag, 4. Juni 2011

Eine Bekannte lud uns zu einem Benefizkonzert in die Basler Thomaskirche ein. Irgendwie ging es um Freunde von ihr, die längere Zeit in den Philippinen gelebt hätten…

Der Abend war sehr abwechslungsreich. Zuerst: Die ziemlich geräumige Kirche war voll besetzt, alle Altergruppen vertreten. Und auch die angebotenen Musikstücke der verschiedenen Interpreten hörenswert. Aber das zentrale Element waren Christian Schneider, ein schweizerischer Pflegefachmann mit seiner Frau Christine, die jahrelang in den Slums von Manila gelebt hatten. Aus den vielen Erlebnissen und Begegnungen war ein Buch entstanden, welches an diesem Abend vorgestellt wurde.

Zuerst allein

Christian Schneider fühlte sich im Sommer 1988 berufen, aus dem schweizerischen Basel in die ferne Inselwelt der Philippinen, nach Manila zu reisen. Mit der dort ansässigen Niederlassung der Missionsgesellschaft SERVANTS fing er an, sich um die Ärmsten der Armen in den Slums von Manila zu kümmern. Manila – eine grosse, moderne Stadt einerseits, aber auch Wohnplatz der Randständigen auf Müllkippen und in engsten Verhältnissen.

Montag, 2. Mai 2011

Karierte Wolken

„Karierte Wolken“ von Matthias Storck ist das dritte Buch in jüngerer Vergangenheit, welches ich über ehemalige inhaftierte Stasigefangene in der DDR lese. Und es berührt mich ganz besonders. Haben die anderen Autoren bereits eindrücklich ihre Erlebnisse geschildert, gelingt es Storck auch durch eine besondere poetische Sprache und Satzdichte, Gefühle und Gedanken zu vermitteln.

Als Theologiestudent im „real existierenden Sozialismus“ wehrt er sich gegen Bevormundung, Anpassung und äusseren Druck. Dafür muss er manchen Preis zahlen.

Die plötzliche Verhaftung und der Einzug ins Untersuchungsgefängnis und   später nach der Verurteilung in den Vollzug sind der Hauptinhalt seines Buches. Wie übersteht ein Gefangener wochenlange Isolation, das mörderische Alleinsein, die totale Rechtlosigkeit? Wie geht er mit Verrat durch „Kameraden“ um? Wie übersteht man die perfide Art der Verhöre, die keinem der Insassen eine faire Chance zum Erklären geben?

Montag, 4. April 2011

Gottes leise Stimme hören

Bill Hybels: Gottes leise Stimme hören.
Wie Gott zu uns spricht – und was passiert, wenn wir ihm folgen.

Mit Spannung hatte ich die Lieferung dieses Buches erwartet. Schließlich interessiert mich das Thema, wie man – heute noch – Gottes Stimme hören kann, schon seit längerem brennend.

Bill Hybels versteht es in seiner tiefgründigen, aber trotzdem leicht verständlichen Erzählerart sehr gut, den Leser auf seine eigene Entdeckungsreise in das Thema des Hörens von Gottes Stimme mit hineinzunehmen. Und dann entwickeln sich Stück für Stück Grundsätze und Prinzipien, aus biblischen Texten begründet und mit vielen eigenen Beispielen gestützt.

Da geht es um die verschiedenen Arten, wie Gott zu Menschen spricht: Durch sein Wort, die Bibel. Durch die eigene Familie, die Kinder, die Gott benutzt, um Botschaften zu vermitteln. Durch Freunde, die den Mut haben, konkrete Dinge anzusprechen.

Sonntag, 16. Januar 2011

Auf der Sonnenseite

vor einiger zeit habe ich hier schon einmal ein buch vom selben verfasser vorgestellt (das krokodil im nacken).

heute gehts im buch: "auf der sonnenseite" zeitlich um die phase nach der umsiedlung in die damalige brd. wie kommt ein "gelernter ddr-bürger" mit der marktwirtschaft und dem freiheitlichen denken (und konkurrenzkampf) klar?

zuerst hat das ehepaar noch damit zu tun, dass sie ohne kinder ausgebürgert wurden. später kommen diese nach.

wie schwierig es ist, in einer fremden umgebung und "denke" fuss zu fassen, sich selbst und seine arbeitskraft bestmöglich anzupreisen und zu verkaufen, dem misstrauen zu begegnen, was so ein "ossi" wohl im westen macht (es war kurz nach der guillaume-affäre) - das alles galt es für den schreiber lenz zu verkraften. beruflich fasste er fuss, reiste umher und baute den ostmarkt seiner firma auf.

zunehmend aber kommt er ins grübeln und merkt, wie das freiheitliche denken auch vieles negative im schlepptau hat. nach und nach durchschaut er das neue system und fängt an, darüber zu schreiben, macht sich sogar als schriftsteller selbstständig. die handlung endet nach dem mauerfall am brandenburger tor, durch welches der nunmehrige wessi auch von der westseite aus hindurchgeht...

insgesamt hat mir dieses buch nicht so gut gefallen, wie der erste band, was wohl auch daran lag, dass die erste erzählung viel grössere spannungsmomente beinhaltete. trotzdem versteht es kordon, seine philosophische sicht der ereignisse und politik gut zu erklären und den leser in seine denkprozesse mit hinein zu nehmen. wer den ersten band gelesen hat, wird auch in diesem buch gerne schmökern...